Flaneur

…Es ist und bleibt auch beim Gang in die Fremde das Prinzip des Fotografen Krause, das soziale Erscheinungsbild eines Gesellschaftsausschnitts in Gestalt agierender Menschen in jeweils konkreten Umfeldern zu zeigen.
So ist es kein Wunder, dass letztlich auch das Umfeld selbst als solches für bildwürdig befunden wird.
Georg Krauses Bildfiguren kommen in den Parisrepliken der Boulevardpresse nicht vor, nicht die Couturiers sind es, nicht die gehobenen Vernissagengänger, nicht jene, die im Pelz über die Champs Elyssee flanieren, nicht die gehetzten Manager im Nadelstreifen. Und auch die großen Marken der Architektur – seien es der Eifelturm oder Sacre Coeur oder der Louvre – kommen nur als Streiflichter vor, als wollte er damit bedeuten: zum Beweis zeige ich euch, dass ich da war, wo ihr es auch kennt…

… Mir scheint auch hier Krauses Bildsprache ihre Stärke zu besitzen, indem sie eben vor verbalem Dialog beschreibt, worüber dann zu reden wäre, sie leistet eine Vorgabe, die das Sprachliche mit Hilfe und Beistand auf die Sprünge bringen kann. Kann also – wie gesagt – gut sein, dass die Bilder, die wir in sicher baldiger Zukunft erleben werden, uns heute beobachtete Szenen und Gestalten tiefer erschließen und näher ans Gemüt bringen werden. Und dann wird es – wie bisher bei Krause meist – sein, dass die Bilder reden…

Reinhard Hofmann
zur Ausstellungseröffnung im Ratz Fatz , 2.3.20013